Als im Jahre 2015 die Bettlerdebatte in Vorarlberg am Höhepunkt war, haben mir rassistische und fehlerhafte Aussagen von Politikern zu denken gegeben. So habe ich eine Sozialarbeiterin kennen gelernt, die ich im Frühjahr 2017 wieder getroffen habe. Auf meine damalige Frage: was denn im Moment die größten Probleme der Bettler im Land sind, ob die Polizei, Rassismus, einen Job zu finden … bekam ich die überraschende Antwort: das Wohnen. Viele der ehemaligen Bettler hatten einen Job gefunden, aber niemand wollte ihnen eine reguläre Wohnung vermieten. Daraufhin habe ich begonnen, gezielt Informationen zum Wohnen in Österreich, Deutschland und der Schweiz zu lesen.
Und schnell war ich weg vom Roma Thema und voll in den Problemen unserer Gesellschaft angekommen. Im Winter 16/17 waren 860.000 Menschen in Deutschland wohnungslos, laut BAG Wohnungslosenhilfe 2017. Bei Haushaltseinkommen von unter 700 € werden im Schnitt 49 % des Einkommens für das Wohnen und verbundene Kosten aufgewendet, laut Statistisches Bundesamt [Destatis] & Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung [WZB], 2016. Die allgemeine Empfehlung liegt bei maximal 1/3.
Und wenn man denkt, dafür gibt es den Sozialen Wohnbau, dann liegt man falsch. Im Jahre 2017 waren in Österreich ca. 24 % des Wohnungsbestands Kommunal- und Genossenschaftswohnungen, laut Statistik Austria 2018, aber die Einkommensgrenzen liegen so hoch, dass über 80 % der Österreicher und Österreicherinnen anspruchsberechtigt sind. Und damit haben wir in Österreich die Situation, dass 16 % der Haushalte armutsgefährdet sind (<60% des Medianeinkommens) und bei diesen 601.000 Haushalten 48 % den EU-Schwellenwert zur „housing cost overburden rate“ überschreiten! Das bedeutet, sie bezahlen mehr als 40 % ihres Einkommens für das Wohnen, laut Statistik Austria, Heuberger, Zucha, 2015.
Es gibt also Grund genug für mich, mehr über die Situation herauszufinden und auf eine mögliche Lösung für ein Segment des Problems hinzuarbeiten!